Projekte : „Hallo Oma, wie war das damals?" - Stolpersteine
ES GEHT IN DIE ZWEITE RUNDE!
Projekt Stolpersteine
mit der THW-Jugend Siegen (Start 5.1.2009)

Das „Projekt Stolpersteine wurde 1997 von dem Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen. Er erinnert damit an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Bis heute hat er über 5500 Steine in 97 Ortschaften verlegt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben:
HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

Bilder von Stolpersteinen aus Siegen
Jugendprojekt in Siegen

Der Stadtjugendring Siegen e.V. hat mit seiner Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung „BlueBox" das Projekt des Kölner Künstlers zum Anreiz genommen ein Jugendprojekt zu planen, in dem sich Jugendgruppen mit der Zeit des Nationalsozialismus besonders auf lokaler Ebene beschäftigen.
Die gesammelten Informationen über einzelne NS-Opfer fungieren wiederum als Grundlage zur Setzung von Stolpersteinen des Kölner Künstlers Demnig, welches den Abschluss der Gruppenarbeit markiert und ein Mahnmal in das öffentliche Straßenbild der Stadt Siegen einfügt.
Für dieses Projekt konnte der Stadtjugendring Siegen e.V. die Stiftung „Demokratie im Alltag" der Martin Hoppmann GmbH begeistern, die darauf hin die Finanzierung des Projektverlaufs übernommen hat.
(Quelle: www.bluebox-siegen.de)

 
Zeitreise durch Siegen

Mit einer Zeitreise durch Siegen begann für die Jugendgruppe des THW Siegen der erste Abend im Projekt "Stolpersteine". Ralf Schumann, Leiter der Blue Box" in Siegen hatte eine Reihe von Fotos aus Siegen mitgebracht. Die Fotos zeigten Siegen heute und früher. Auch Fotos der zerstörten Stadt aus Kriegstagen waren dabei. So erhielt die Gruppe einen Einblick in die Vergangenheit Siegens. Auf einigen Fotos waren auch Geschäfte zu erkennen, die früher einmal von jüdischen Mitbewohnern betrieben wurden. Aber auch Fotos vom Brand der Synagoge in Siegen und von Veranstaltungen der Nationalsozialisten in Siegen waren dabei.

Im Anschluss beschäftigte sich die Gruppe mit dem Thema Nationalsozialismus im allgemeinen und im Besonderen in der Stadt Siegen. Die Mitglieder der Gruppe schrieben Begriffe an die Tafel, die sie mit dieser Zeit in Verbindung brachten. Auf Grund der Altersstruktur der Gruppe, war das Wissen zu diesem Thema unterschiedlich. Trotzdem kamen viele Punkte zusammen und die Gruppe konnte im Anschluss verschiedene Bevölkerungsgruppen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, erarbeiten. Aus diesen Bevölkerungsgruppe hat sich die THW - Jugend Siegen nun die Gruppe der Zwangsarbeiter für ihr Projekt ausgewählt. Nun heißt es Informationen zu diesem Thema zu bekommen. Für die nächsten Treffen wurden dann ein Plan entwickelt, wir diese Informationen beschafft werden sollen. Zum Beispiel durch Internetrecherche, einen Besuch im Stadtarchiv oder die Befragung von Zeitzeugen. Mit der Befragung von Zeitzeugen wird es beim nächsten Termin weitergehen. Hierzu hat die Jugendgruppen zwei THW Helfer der ersten Stunde eingeladen, die beide aus Siegen stammen und die Zeit miterlebt haben.

Auch eine kleine "Hausaufgabe" haben die Jugendlichen mit nach Hause genommen. Ein Teil der Gruppe wird versuchen im Internet etwas zum Thema herauszufinden. Der andere Teil der Gruppe wird versuchen in verschiedenen Schulbüchereien etwas zu finden und ein Interview mit einer Lehrerin steht auch auf dem Plan.
© (MP) Siegen den, 10.01.2009

 
Mit einem Zeitzeugen unterwegs

Der zweite Dienst der THW - Jugend Siegen im Projekt "Stolpersteine" wurde von Zeitzeuge Alfons Vitt begleitet. Leider konnte der zweite Zeitzeuge krankheitsbedingt an diesem Tag nicht teilnehmen. Zu Beginn des Tages wurden zuerst die Informationen der "Hausaufgabe" zusammengetragen und gesichtet. Viele unterschiedliche Informationen zum Thema "Zwangsarbeiter im Siegerland" kamen so schon zusammen. Danach erzählte Alfons Vitt, Mann der ersten Stunde im THW Siegen, wie er die Zeit des Krieges erlebte. Gespannt verfolgten die Jugendlichen die Eindrücke und

Geschichten die der Althelfer des THW zu erzählen hatte. Manche Sachen sind aus heutiger Sicht sicher schwer zu verstehen, manchen Geschichten wirken unwirklich und doch verfolgten die Jugendlichen aufmerksam den Worten des Zeitzeugen. Hier und da stockte auch dem Erzähler die Stimme, sucht er doch nach Worten, die Ereignisse der damaligen Zeit, der Gruppe verständlich zu vermitteln. Von der Schulzeit und seiner Jugendzeit in Siegen konnte er erzählen und von Sirenengeheul bei Luftangriffen. Von Geschäften und Gebäuden, die lange schon nicht mehr existieren, wusste er zu berichten und von dem was dort passierte. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für die Unterstützung durch Alfons Vitt bedanken.

Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es dann auf Spurensuche zum Thema "Zwangsarbeiter". Ein Zwangsarbeiter- friedhof in der Fludersbach war bei den Recherchen "aufgetaucht" von dem keiner so richtig etwas wusste. Und so ging es mit dem Jugend - MTW und dem Bus des Stadtjugendring in die Fludersbach, auf die Suche nach diesem Friedhof. Ziemlich am Ende der Fludersbach auf der rechten Talseite wurde die Gruppe dann auch fündig. Ziemlich versteckt zwischen einem Wohnhaus und einer Firma liegt dieser Friedhof. Auf fast allen Grabsteinen stehen jeweils drei Namen meist russischer Zwangsarbeiter. Auf einem der Steine steht der Name einer russischen Arbeiterin: Nadja Potemkina

Nadja Potemkina

Sie wurde den Recherchen nach am Bunker am Kaisergarten erschossen. Diesen Namen hat sich die Gruppe für das Projekt Stolpersteine ausgesucht, um hier mehr herauszufinden. Hierzu sollen die nächsten Termine im Projekt Stolpersteine genutzt werden. Dann gilt es Archive zu durchforsten und weiter Quellen aufzutun. Aber auch ein Besuch im Aktiven Museum Südwestfalen im Bunker am Obergraben (hier stand bis 1938 die Siegener Synagoge) steht noch auf dem Plan.

Bunker am Kaisergarten

Auf dem Rückweg von der Fludersbach machte die Gruppe dann auch genau hier Halt, um einen Blick auf das Museum und das große Bild der Synagoge an der Fassade zu werfen. Von dort ging es zum Bunker am Kaisergarten. Hier wurde die Zwangsarbeiterin Nadja Potemkina erschossen. Bevor es zurück zur Unterkunft des THW ging, machte die Gruppe zusammen mit Alfons Vitt noch einen Zwischenstop in der Emilienstraße, wo bereits Stolpersteine für die Familie Stern liegen. So konnten sich alle einen Eindruck von den Steinen verschaffen. Mit einem gemeinsamen Mittagessen ging ein sehr interessanter Vormittag zu Ende. Beim nächsten Dienst zum Thema Stolpersteine wird die Gruppe das Aktive Museum Südwestfalen besuchen. Auch der Zeitzeuge Alfons Vitt wird wieder mit dabei sein.
© (MP) Siegen den, 21.01.2009

Bunker am Obergraben und Stolpersteine in der Emilienstraße
 
Besuch im aktiven Museum Südwestfalen

Am dritten Tag im Projekt "Stolpersteine" besuchte die THW - Jugend Siegen das "Aktive Museum Südwestfalen". Das Museum befindet sich in einem alten Luftschutzbunker direkt unter dem Siegener Krankenhaus. An dieser Stelle stand bis 1938 die Siegener Synagoge. Die Ausstellung zeigt sehr eindrucksvoll die Geschichte der jüdischen Mitbürger zur Zeit des Nationalsozialismus in Siegen. Die Gruppe bekam zu Beginn des Besuches im Museum eine Einführung in das Thema und viele Fragen konnten beantwortet werden. Danach hatte jeder Gelegenheit sich in Ruhe im Museum umzuschauen. Übrigens war auch unser Zeitzeuge und Althelfer Alfons Vitt wieder mit dabei. Auch ein Modell des Konzentrationslageres Auschwitz wird in dieser Ausstellung gezeigt. Eine kleine Abteilung der Ausstellung beschäftigt sich auch mit dem Thema "Zwangsarbeiter im Siegerland". Hier konnte die Gruppe einige interessante Dinge zum Thema erfahren, leider waren keine Informationen zu "Nadja Potemkina" dabei. © (MP) Siegen den, 29.01.2009

 
Informationssuche im Stadtarchiv

Die Spuren von Nadja Potemkina führte die THW - Jugend Siegen auch ins Stadtarchiv Siegen. Hier wurde die Gruppe von einem Mitarbeiter empfangen und bekam zuerst eine kleine Einweisung ins Archiv. Auch durfte die Gruppe einen Blick in das Lager des Archivs werfen. Hier lagern Dokument, Urkunden und Zeitungen aus den letzten Jahrhunderten. Eine gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgt für eine gute Lagerungsatmosphäre für die vielen Dokumente. Im öffentlichen Teil des Archivs stehen dem Besucher jede Menge Bücher und Zeitungen über die Geschichte des Siegerlandes zur Verfügung.

Aus verschiedenen Büchern und Unterlagen konnte die Gruppe einige wenige Informationen über Nadja Potemkina erfahren. In einem Zeitungsbericht von 1994 wird die Geschichte von "Nadja Potemkinas Weg nach Siegen ohne Wiederkehr" erzählt. Hier heißt es, dass sie als Zwangsarbeiterin von Kiew nach Siegen kam. Hier arbeitete sie als Reinigungskraft im Bunker am Kaisergarten. Und genau dort wurde sie im November 1944 an der Bunkerwand mit anderen Zwangsarbeitern erschossen. Laut dem Bericht wurden  in dieser Zeit Zwangsarbeiter  aus Angst vor Aufständen und Gewalttaten  von den Nationalsozialisten erschossen. Der  Grabstein auf dem
Zwangsarbeiterfriedhof in der  Fludersbach nennt nur ihren Namen  und den

November 1944 als Todesdatum. Mehr Informationen waren im Stadtarchiv auch in den Gräberlisten leider nicht zu finden. Aber eine Karte mit Baracken der Firmen, die in dieser Zeit Zwangsarbeiter beschäftigten, zeigte der Gruppe, wie viele Arbeiter in dieser Zeit aus ihrer Heimat zur Zwangsarbeit verschlepp wurden. Insgesamt waren nicht sehr viele Informationen zu bekommen, für "unseren" Stolperstein reichen sie allerdings aus. Und so werden wir am 11. Februar einen "Stolperstein" für Nadja Potemkina am Bunker Kaisergarten setzen.
© (MP) Siegen den, 29.01.2009

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© Fotos: Michael Philipp / Patrick Meier
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